Eine kurze Geschichte der Mansteinstraße 10/10A

Berlin, 2021

Eine kurze Geschichte der Mansteinstraße 10/10A

1981 haben Schüler*innen des Rückert Gymnasiums die Mansteinstraße 10/10A besetzt, eine Freundesgruppe mit ca. 10-15 Menschen, die auch oft gemeinsam an Demos teilgenommen haben. 1980 haben sie ihren ersten Besetzungsversuch am Fraenkelufer in der Nähe vom Kottbusser Tor gemacht, das Haus wurde allerdings von der Polizei geräumt.

Vor der Besetzung der Mansteinstraße hat nur eine ältere Frau in dem Haus gelebt, alle anderen Mieter*innen sind auf Grund von Plänen zum Bau einer Autobahn entlang des Grundstücks, das den Abriss des Hauses bedeutete, ausgezogen. Nachdem das Haus von der Freundesgruppe besetzt wurde, ist die ältere Frau ausgezogen.

Direkt nach der Besetzung 1981 hat der Bezirk die Wasserversorgung gekappt, aber der Strom lief noch – das bedeutete für die Besetzer*innen, dass sie 2-3 Jahre ohne Wasser auskommen mussten. Da die S-Bahn bis 1984 nicht in Betrieb war, war es möglich, eine Wasserleitung von einer Hippie-Kommune aus der Nachbarschaft zu legen. Im Winter sind die Wasserkanäle oft zugefroren, so dass die Menschen, die im Haus lebten, die Toiletten nicht benutzen konnten.

Der Staat drohte mit Räumung und übte Druck auf das Haus aus und forderte einen Vertrag zwischen Senat und Haus. 1981-1982 wollten die Menschen nicht verhandeln, aber nachdem die Manstein 10 dem SSB beigetreten ist, hat der SSB für das Haus Verhandlungen mit dem Senat aufgenommen.

Zwischen 1981 und 1982 erlebten nicht nur die Manstein 10, sondern auch andere besetzte Häuser zahlreiche Razzien, um der polizeilichen Repression etwas entgegen zu setzen, bildeten sich in den Bezirken und auch berlinweit Hausbesetzer*innenräte.

1984 wurde der erste Vertrag abgeschlossen. Dieser Vertrag hatte eine Laufzeit von einem Jahr und wurde 1985 und 1986 erneuert. 1987 wurde der erste Langzeitvertrag unterzeichnet, der für 10 Jahre lief und an die Bedingung einer großen Renovierung des Hauses geknüpft war, die Manstein wurde also vertraglich zur Renovierung gezwungen.

Der Wiederaufbau hat 1987 begonnen und 4 Jahre gedauert, 1991 war der Umbau fertig. In dieser Zeit wurde das Haus von einer NGO namens SPI (Sozialpädagogisches Institut) beraten, die es den Bewohnern des Hauses ermöglichte, das Haus zu renovieren und gleichzeitig Geld zu verdienen.

Der Rechtsweg bestand aus 3 Schritten, der erste Schritt „Selbsthilfe“ beinhaltete den Umbau der Bar, des Bodens und die Renovierung der elektrischen Leitungen. Diese Arbeiten waren unbezahlt und sollten die Fähigkeiten der Menschen zu solchen Bauarbeiten unter Beweis stellen.

Der zweite Schritt „Orientierung“ und der dritte Schritt „Arbeitsbeschaffungsmaßnahme“ sind juristische Kategorien, die die Renovierungen als Berufsorientierungsmaßnahmen klassifizierten. Zwischen 10-20 Menschen haben sich an der Renovierung beteiligt, inklusive der Freund*innen des Hauses.

Es gab Tischler*innen, Elektriker*innen, Steinmetz*innen, ein*e Sekretär*in, eine*n Architekt*in etc. Während der Renovierungsarbeiten in der Mansteinstraße 10A haben die Menschen in der Nummer 10 gewohnt und umgekehrt, aber es gab auch Wägen im Garten. Nach weiteren Verhandlungen wurden 85% der Kosten von Senat übernommen, das Haus zahlte 15%.

1997 hat die Mansteinstraße 10 einen weiteren Vertrag für 20 Jahre unterschrieben. Zunächst wollte die Wohnungsbaugesellschaft im Eigentum von Berlin den Vertrag auf 3 Jahre begrenzen, danach haben sie eine Laufzeit von 10 Jahren angeboten, durch die Unterstützung des Bezirks Schöneberg und durch den Druck von Briefen politischer Menschen war die Wohnungsbaugesellschaft gezwungen, einen Vetrag mit 20-jähriger Laufzeit anzubieten.

Zuletzt hat die Manstein 10 einen weiteren 20-Jahres-Vertrag 2019 unterschrieben, somit ist der Fortbestand des Hauses bis 2039 relativ sicher.